Freitag, Juni 30, 2006

pause d´soma

"Die blaue Bluse der Romantik."
(Tucholsky, Sudelbuch)

Dienstag, Juni 27, 2006

der wal sich mit dem grinde schloss zum bunde,
drum heißt er grindwal heut´ aus gutem grunde.

"[...] finden wir eine zweite auffällige besonderheit in kleists erzählungen, die man das prinzip des entkommens um haaresbreite nennen könnte."

Montag, Juni 26, 2006


nach einer pirschfahrt quer durch das wilde namaland bildete der besuch im owansusu-museum den kulturellen höhepunkt des dritten tages im traumhaften afrika.

Freitag, Juni 23, 2006

im supermarkt.

gern gehe ich in den supermarkt. auch heute war ich wieder mit dem einkaufswagen von ware zu ware unterwegs, wie immer suchte ich als erstes die gemüseabteilung auf. während aus den lautsprechern mozart säuselte, wuchtete ich wirsing, weißkohl und sellerie in den wagen, als die zarten oboen einsetzten und sich wie ein verliebtes schwanenpärchen abwechselnd neckten, wog ich ein gutes kilo festkochender salatkartoffeln der sorte selma ab, drückte auf das kartoffelpiktogramm und pappte das preisschild an eine von diesen tüten, von denen man immer gleich zwei abreißt.

nachdem auch der brokkoli verstaut war, schlenderte ich am getränke- und leergutcenter vorbei, nicht ohne einen blick auf die neuesten getränke-ideen zu werfen und mir eine flasche schwip-schwap für den abend zu erlauben. dann stand ich vor dem kühlregal. und hier hätte der supermarkt-dj gut daran getan, ein bisschen eine andere musik aufzulegen; die sphärischen choralgesänge aus 2001 zum beispiel. denn wie dort die astronauten staunend vor dem schwarzen monolithen stehen, so stand hier jetzt eine frau mit großen augen vor den joghurttribünen. gleich würde sie ihre hand ausstrecken und einen joghurt berühren, nahaufnahme pur natürlich, der chor jetzt atonal bis dorthinaus, dramatik nicht mehr auszuhalten – aber wo jetzt im fernsehen die werbung käme, gab ich mir einen ruck und sprach die dame an.

„gute frau“, begann ich. „sicher denken sie, dass sich die abwehrkräfte ihres körpers im blutkreislauf befinden und dort schädliche eindringlinge bekämpfen. das ist auch so. aber die eigentliche hauptarbeit ihres abwehrsystems wird nicht im blutkreislauf geleistet, sondern in ihrem darm. nahezu achtzig prozent der abwehrreaktionen ihres körpers finden in ihrer darmflora statt. bedenken sie aber doch einmal, wie leicht das gleichgewicht ihrer flora aus den fugen geraten kann: schlechtes wetter, unausgeglichenheit, stress - schon haben sie die eindringlinge in ihrer flora. um sich erfolgreich dagegen zu schützen, sollten sie also ihre abwehr unterstützen, wozu sich dieser joghurt-drink hier bestens eignet, ist er doch, wie sie sicherlich bereits ahnen, gerade im darm, dem zentrum ihrer abwehr, aktiv. er ist überdies besonders bekömmlich und wurde von instituten bestätigt. ich selbst genieße ihn schon seit jahren, multifrucht und himbeer-limette sind mir die liebsten. nicht umsonst ist er deutschlands beliebtester joghurt-drink. toll, dass es sowas gesundes gibt.“ und mit dem guten gefühl, der frau geholfen zu haben, nestelte ich einen obstgarten sowie eine mit kräutern mild verfeinerte salatcreme aus dem regal und trottete weiter richtung wursttheke, wobei ich – einer plötzlich auftauchenden fröhlichkeit nachgebend – im garten eines kraken aus der sesamstraße leise vor mich hin pfiff.

an der wursttheke verlangte ich aufschnitt und eine grillspezialität. während die verkäuferin fachmännisch den schinken sägte, verfiel ich in ein leichtes grübeln darüber, inwiefern sich so eine huhnfamilie auf die verkaufsfläche des supermarktes verteilt haben könnte: hier in der auslage womöglich der kräftige oberschenkel der frau mama, der sohnemann in spe im freilandregal gleich nebenan, der onkel dämmerte als aromenextrakt friedlich in der terrine vor sich hin, während es der herr papa immerhin in die konservensuppe geschafft haben könnte.

„sonst noch was?“

ich verneinte, wünschte ebenso und wollte schon meinen tausch mit ein paar knittrigen scheinen, welche ich wiederum für ein paar aufrecht aber sinnlos vebrachte stunden irgendwo eingetauscht hatte, begleichen, da sah ich hart an den nativen ölen, schräg gegenüber der regalmeter für nudelprodukte einen kleinen verköstigungsstand stehen, den ein reichlich bekanntes schokoladenunternehmen hergerichtet hatte; ein neuer schokoladenriegel sollte wohl in den schokoladenriegelmarkt eingeführt werden, wo er sich – mit der der jugend und allem neuen so eigenen kühnheit – gegen andere, im harten konkurrenzkampf schon tapfer erprobte und deshalb erfahrenere riegel zu behaupten gedachte. während die standdame noch mit einem betriebswirtschaftlich dreinblickenden herrn geschäftliche konversation betrieb, blätterte ich in der ausliegenden broschüre, welche die chocomania, die ingredienzen sowie die hohe kunst der chocoladen-degustation erläuterte. als beide sich mir zuwandten und ihre taschenrechner einsteckten, erhob ich das wort.

„bevor sie mir gleich diesen ihren riegel zum probieren geben und ich mich von seinen zweifellos vorhandenen vorteilen gegenüber anderen riegeln überzeugen lassen werde, möchte ich kurz das gespräch mit der bemerkung eröffnen, mit welchem wohlwollen ich stets den schokoladen ihres hauses begegne, zumal ich der meinung bin, dass in einer zeit, in der die gedanken so leicht in alle winde zerflattern und von mancherlei ablenkungen hinfort getragen werden, in welcher der mensch, gefangen von der mühsal des täglichen trotts, sich seiner eigentlichen bestimmung nur allzuoft schmerzlichst entsagt, dass in so einer zeit also wie der unsrigen der mensch recht daran tut, sich beizeiten mit muße in den tiefen genuss einer mit kunstverstand hergestellten schokolade zu begeben; und wie anders sollte dies geschehen, als mit einer schokolade, die dem reichen blütenbaume ihrer produktionskünste entstammt, die nur eine tief empfindende seele im ständigen ringen hervorgebracht haben kann und deren zarter schmelz eine symphonie aus erlesenen zutaten enthält, die eine bereits beim öffnen des silbernen mantels freudig erregte seele zur höchsten wonnebefriediung aufschwingen läßt, in jenem moment, in dem der schmelz auf der zunge zerfließt und im geheimen bunde mit den geschmacksknospen sein innerstes geheimnis preisgibt und jene zum blühen bringt. ein paradiesisches glück durchströmt meinen körper in solchen augenblicken der sinnreichen erkenntnis, dass kunst und kakaobohne, welche eine gütige natur dem menschengeschlechte zur ewigen erbauung geschenkt hat, so einträchtig in ihrer schokolade zusammengefunden haben, wobei ich hier, auf den berghöhen meiner betrachtung, meine bescheidene meinung nicht verbergen möchte, dass die tiefschwarze neunzigprozentige zunächst wohl nur denjenigen am zugänglichsten sein wird, die bereits von der siebzigprozentigen so wunderbar durchdrungen sind. nun sehe ich aber, dass meine gedanken mich wieder weit hinfortgetragen haben, so dass mir die zeit, ihren riegel mit muße zu genießen, nicht mehr gegeben ist, denn ein kleiner aufsatz möchte noch geschrieben werden und amüsieren muss ich mich anschließend; ihrem neuen riegel wünsche ich dennoch aus wärmsten herzen erfolg.“

und so ging ich, beschwingt von dieser unterhaltung, zur kasse, wo ich meinen einkauf fröhlich aufs band warf und mozart lauschend darauf wartete, bis das rote laserlicht seine lektüre beendet hatte. so machen es schließlich alle.


[siehe auch]

Freitag, Juni 16, 2006

Die direkte Interaktion mit den Besuchern meiner Homepage bietet viele Vorteile und macht den Besuchern Spaß.



PS: Ich habe übrigens gerade keinen Spaß. Oder jedenfalls vielleicht nur so ein bisschen. Je nach dem, wie man sich halt beim Lernen amüsiert.

Donnerstag, Juni 15, 2006

erstaunlich. (iv)

die friedrich-naumann-stiftung hat ihren sitz in der karl-marx-straße. soso.

der verbraucherschutz informiert.

das landesamt für gesundheit und lebensmittelsicherheit hat für das lebensmittel "melone" ehec-bakterien nachgewiesen und warnt vor dem verzehr.

im falle eines verzehrs des betroffenen lebensmittels sollte auf das auftreten von magen-darm-beschwerden sowie schamgefühlen geachtet werden. in diesem fall wird insbesondere immungeschwächten personen bzw. eltern von kleinen kindern empfohlen, ärztlichen bzw. seelsorgerischen rat einzuholen.

Montag, Juni 12, 2006


günther tacke, portraitzeichner aus mülheim an der ruhr, fühlte es ganz deutlich: soeben waren die künstlerischen mächte der natur selbst, das apollinische und das dionysische, unmittelbar und ohne sein zutun in ihm hervorgebrochen, so dass er bei seiner letzten arbeit nicht mehr individuell schöpfender künstler, sondern - die grenze zwischen schaffendem und gegenstand verwischend - selbst ganz kunstwerk geworden war.

Freitag, Juni 09, 2006

russisch hund.

das gefühl, bei der frisörin sprachlich wieder einmal gescheitert zu sein, indem man die vorgestellte idee des schnittes nicht angemessen bedeuten konnte, geht nachträglich einher mit der verwunderung darüber, dass, je kürzer die haare, desto größer die bereitschaft, sich einen bart stehen zu lassen.

analog ein kausalitätensalto rückwärts: manchmal putze ich mir nach dem duschen die zähne, obwohl ich mich eigentlich rasieren wollte.

o evolution, rätselhafte erscheinung, du.

ortsgespräch
(stabilo auf druckerpapier, 03.06.2006, 16.30 - 16.56)

richard wagner berichtet.

Dem Studium J. Grimm´s entnahm ich einmal ein altdeutsches „Heilawac“, formt es mir, um für meinen Zweck es noch geschmeidiger zu machen, zu einem „Weiawaga“ (einer Form, welche wir heute noch in „Weihwasser“ wiedererkennen), leitete hiervon in die vewandten Sprachwurzeln „wogen“ und „wiegen“, endlich „wellen“ und „wallen“ über, und bildete mir so, nach der Analogie des „Eia popeia“ unserer Kinderstubenlieder, eine wurzelhaft sylabische Melodie für meine Wassermädchen – wigala weia.

Samstag, Juni 03, 2006

wie von seiner gattin im heimatlichen speyer darum gebeten, verabsäumte es heinrich iv nicht, auf seinem rückweg von canossa einige norditalienische käsespezialitäten zu besorgen.
qualvolle momente der unwissenheit, nachdem der stabilo aufs parkett gefallen ist.

Donnerstag, Juni 01, 2006

am morgen, im badezimmer beim rasieren, in dem augenblick, als ich im spiegel in das schwarz meiner pupillen schaute, entglitt mir die hand, rutschte weg die klinge; das dunkelrote blut an meinem schaumweißen kinn sammelte sich zu einem tropfen, der, an kraft und schwere zunehmend, kurz darauf im freien fall vollkommen rund gewesen sein mußte, bevor er auf die emaille traf und zerplatzte.

zuerst war ich in der papierbranche tätig, danach habe ich elf jahre in der briefumschlagsbranche gearbeitet.

(was dem journalisten die bahn, ist dem blogger die mitfahrzentrale)