Freitag, März 31, 2006

bibliothek.

eigentlich gehe ich lieber in die staatsbibliothek-ost, die kleinere, aber umso würdevollere schwester der stabi-west, welche am potsdamer platz gelegen ist. von letzterer war bisher aus zeitungsartikeln nur unerfreuliches zu erfahren: überfüllung, lärm, kein geld. stets fürchtete ich, sie käme irgendwann zu ihrer schönen schwester unter den linden angeranzt und würde um asyl bitten. nee, ich und die stabi-west, das war bisher ein bisschen so wie manchmal in der liebe: je weiter man weg ist, desto weniger probleme hat man miteinander. trotzdem versteht man sich super.

seit kuzem allerdings kann man sich die bücher nicht mehr zur stabi-ost bestellen. natürlich ärgerlich, aber ok, dachte ich, ok, fährst du halt zum potsdamer platz. vielleicht auch die letzte gelegenheit, noch mal die stabi-west zu sehen, denn kürzlichst wurde dort asbest entdeckt. (auch beim volkspalast war die offizielle sprachregelung zunächst asbest, gefolgt von entkernung und jetzt heißt es bald grünfläche.)

die stabi-west ist aber gar nicht so übel. bibliothek bleibt bibliothek. auch hier werden augenbrauen hochgezogen, tändeln daumen und zeigefinger mit kugelschreibern oder haarsträhnen herum, und, selbstverständlich, furcheln sich gedanken in stirnfalten hinein, gerade so, als gäbe es kein schöneres ackerland. cafeteria-themen: nettokaltmiete, wochenende, beziehungen. dann aber auch wieder unterschiede: in der stabi-ost gibt es zahlen auf den schließfachschlüsseln, in der stabi-west mit ihren gefühlten dreitausend fächern nicht. und da kann man wieder schön sehen, dass man dinge erst zu schätzen weiß, wenn man sie nicht mehr hat. der schneidezahn, die freundin, ja, das leben im allgemeinen gehört für gewöhnlich ebenfalls dazu.

auch die reihenfolge der automaten für heißgetränke ist hier eine andere. das führte dazu, dass ich meinen tee anstatt ordnungsgemäß mit heißem wasser mit instant-jacobs aufgoß (aus furcht, deshalb doppelt zahlen zu müssen, musste ich den teebeutel kurz vor der kasse auf abenteuerliche weise wieder los werden, was wiederum so komisch war, dass es mir direkt gute laune bescherte.)

gleichfalls interessant: man kann hier aus den großen glasfassaden hinüber zu den vielen firmen und unternehmungen am potsdamer-platz schauen. gut möglich, dass viele studenten hier lernen, damit sie in ein paar jahren vielleicht in solch einer unternehmung sitzen können und dort ihre kalkulatorischen fähigkeiten zur freien entfaltung bringen. dabei können sie dann zwischendurch aus dem glasfenster ihres büros wieder auf die bibliothek blicken. überhaupt, ein wohlgeordneter kosmos, der potsdamer platz mit seinen gebäuden. die ingenieurs-studenten gehen zur bahn oder zu daimler, die bwl-er gehen zu einer von den vielen beratungen, um die ingenieure zu beraten, und das abendprogramm wird von den ehemaligen kultur- und musikwissenschafltern im kulturforum oder in der philharmonie geregelt. die bibliothekswissenschaftler haben es da vergleichsweise einfach, die bleiben gleich hier sitzen, um die geschichte am laufen zu halten.

schön, wie sich die natur das alles ausgedacht hat.

Mittwoch, März 29, 2006

nachdem friedrich nietzsche in turin anno 1889 beim anblick eines misshandelten pferdes weinend zusammengebrochen war, bestellte er sich kurz darauf in der schankwirtschaft "zum fröhlichen luigi" zur stärkung einen rehrücken mit marinierten steinpilzen.

Montag, März 27, 2006


während die beiden katheten gemeinsame sache machten, fühlte sich hypotenuse c oftmals einsam und verlassen.

Freitag, März 24, 2006

seit längerem wächst in mir das bedürfnis, mal etwas völlig belangloses zu schreiben. ohne bilder und ironischen unterton, fern jeglicher mehrdeutigkeit oder anspielung. einfach nur mal so einen satz raushauen, der nur für sich steht und auf nichts anderes verweist, der weder besonders konstruiert noch irgendwie gekünstelt wirkt, der mal auf relativsätze verzichtet, der schlicht und einfach nur bestandsaufnahme eines kleinen augenblicks sein möchte, kurz und knapp und ohne permanente polysyndeta oder alberne alliterationen - nicht mehr und nicht weniger. einfach mal schreiben, wie es gewesen ist.

also. los geht´s.

bevor ich heute morgen anfing, etwas über erkenntnistheorie zu lesen, aß ich einen apfel.

Mittwoch, März 22, 2006

"burnout-prophylaxe"

Montag, März 20, 2006


albert owusu verhielt sich so, wie er es gelernt hatte, als plötzlich – wie aus dem nichts heraus – ein ungebügeltes hemd vor ihm auftauchte: wissend, dass es sich in die enge getrieben und deshalb provoziert fühlen könnte, zog er sich langsam zurück, jeglichen augenkontakt meidend.

Montag, März 13, 2006

kai ebel, der blumenkübel vor dem esmarch-wirt seiner kneipe und ich.

kürzlich berichtete ich davon, dass in meiner straße gut trödeln ist. die straße ist weder zu lang noch zu kurz, weder zu breit noch zu eng, man kann bequem von links nach rechts und von vorne nach hinten trödeln – kurz: mit ihren idealen maßen gehört sie zu den top-models unter den trödel-straßen. mit großer vorfreude beginne ich deshalb oft schon in meiner wohnung zu trödeln, was nicht selten dazu führt, dass ich zu hause bleibe.

vom duft des gehobenen einkommens der durchschnittsbewohner angelockt – doppelverdienendes ehepaar mit kind und tiefgarage –, hat sich in den letzten jahren eine vielzahl von umsatzhungrigen läden an den straßenrand herangepirscht. einige davon, die schutzumschläge aus plüsch für taschenbücher oder polynesische schokoriegel für fünf euro anboten, überlebten so ungefähr ein bis zwei monate und wurden dann mittels marktwirtschaftlicher selektion von anderen läden verdrängt, die sich auf spielwaren, kinderbekleidung und -aufbewahrung spezialisiert haben, womit in meinem viertel gut geld verdienen ist.

einen nachteil hat die straße jedoch: sie liegt in der einflugschneise diverser fitness-fanatiker. aus dem prenzlauer berg hecheln sie in den anliegenden park hinein, was besonders das wochenendliche trödelvergnügen trübt. früh morgens, vor sonnenaufgang, kann man bereits die ersten dehn- und streckübungen der drahtigen athleten vor dem esmarch-wirt seiner kneipe beobachten, kaum dass der letzte betrunkene herausgewankt ist und in den blumenkübel gekotzt hat. eine kurze zeit hatte ich gehofft, dass das neueröffnete fitness-studio gegenüber dem unteren ende der straße einige der laufwütigen auffangen würde, aber es hat sich nicht lange gehalten, und jetzt wird dort wahrscheinlich ein kinderfriseur aufmachen.

bis vor einigen jahren hatte ich auch noch geglaubt, das massenhafte laufen sei ein amerikanisches problem. als ich einmal gemütlich im zentralpark einer us-amerikanischen metropole spazieren gehen wollte, beschlich mich mit meiner kontinentaleuropäisch geprägten schrittfrequenz eine tiefe einsamkeit inmitten der joggenden entrepreneure und power-dog-walkern. inzwischen aber gleicht auch der heimische park einem fitness-studio. man sieht zum beispiel erwachsene menschen mit aerodynamisch geformten, dreirädigen kinderwagen auf der asphaltierten strecke ihre runden drehen. es ist das reinste hockenheim. und nur eine frage der zeit, bis kai ebel am streckenrand die stoßdämpfung und die richtige reifenwahl der boliden für rtl analysieren wird. es täte mich jedenfalls nicht wundern, wenn das baby mit schroth-gurten befestigt wäre. wie wird so ein kleiner wurm geprägt, wenn er dauernd in schweißüberströmte und schmerzverzehrte gesichter schauen muss?

jedenfalls haben sich die guten trainingsbedingungen sowie die leicht erhöhte lage in sportlerkreisen herumgesprochen, denn seit letztem sommer gibt es immer mehr läufer. manche straßenbewohner haben sich inzwischen auch damit arrangiert, was man daran erkennen kann, dass sie frühmorgens trinkstationen mit isotonischen getränken und nassen schwämmen zur abkühlung herrichten. vereinzelt haben sich auch schon fan-clubs gegründet. selbst nachbarin f., eine achtzigjährige dame, sah ich mit einer stoppuhr in der hand aus dem fenster ihren liebling anfeuern. auch die bewohner der anliegenden senioren-residenz scheinen dem konditionswahn verfallen zu sein. anstatt einen gemütlichen memory-nachmitag mit der heidi von der wohlfahrt bei kaffee und kuchen zu genießen, schnaufen sie durch den park, die hände freilich auf ihr wägelchen gestützt.

allmählich aber gerät die sache aus dem ruder. gestern morgen, als ich gerade vom metzger mit drei pfund gemischtem hack nach hause ging und zwei eishockey-mannschaften den weg zum ententeich erklärte, wäre ich fast vom viererbob schweiz ii über den haufen gefahren, wäre ich nicht in letzter sekunde ausgewichen. und heute, beim gemüsehändler, wurde es noch bedrohlicher. ich schnupperte gerade an den saftorangen aus spanien, als ein leises surren zu hören war, welches immer lauter wurde, bis ein heftiger schlag den laden erfasste und großer tumult ausbrach. instinktiv suchte ich schutz unter den kleinen bio-bananen aus ecuador, andere warfen sich unter die salatauslage oder hielten sich einen wirsing schützend vors gesicht. mit schrecken sah ich, wie es elstar und boskopp zerfetzte, rettich und blumenkohl sprotzelten herum und wurden durch die luft geschleudert. die hammerwerfer hatten mit ihrem training begonnen.

seitdem herrscht große unsicherheit. boxer und judo-kämpfer, so heißt es gerüchteweise, hätten sich die nachbarschaft näher angesehen. gleich morgen werde ich meinen urlaub buchen.

Donnerstag, März 09, 2006



Montag, März 06, 2006

herrlich. ausgeschlafen und ausgeglichen bei schönstem frühlingswetter in den pünktlichen bus einsteigen, im büro gutgelaunt die aufregende und hochbezahlte arbeit erledigen, nur kurz unterbrochen von der nach sonnencreme duftenden kollegin, die kaffee und zeitung für die studentische aushilfskraft bereithält. bei feierabend sehr wahrscheinlich unter jubelarien der belegschaft ob der geleisteten arbeit das haus verlassen und noch auf einen kleinen sun-downer an den strand schlendern.

so läuft das hier, meine lieben.

Mittwoch, März 01, 2006

filme, wo ich mal reinschauen würde.

"wilder brokkoli"

nachdem ihm am späten vormittag nach langem mühen endlich die formulierung des kategorischen imperativs geglückt war, wartete immanuel kant - froh ob dieses erfolges - auf nachbarin gerda, die ihm jetzt schon gut über zwei jahre hinweg mit gesangsunterricht den nerv geraubt hatte, um just im richtigen moment mit energischem schwung eine beträchtliche menge fauligen blumenwassers auf ihre frisch frisierten haare zu schütten.