bibliothek.
eigentlich gehe ich lieber in die staatsbibliothek-ost, die kleinere, aber umso würdevollere schwester der stabi-west, welche am potsdamer platz gelegen ist. von letzterer war bisher aus zeitungsartikeln nur unerfreuliches zu erfahren: überfüllung, lärm, kein geld. stets fürchtete ich, sie käme irgendwann zu ihrer schönen schwester unter den linden angeranzt und würde um asyl bitten. nee, ich und die stabi-west, das war bisher ein bisschen so wie manchmal in der liebe: je weiter man weg ist, desto weniger probleme hat man miteinander. trotzdem versteht man sich super.
seit kuzem allerdings kann man sich die bücher nicht mehr zur stabi-ost bestellen. natürlich ärgerlich, aber ok, dachte ich, ok, fährst du halt zum potsdamer platz. vielleicht auch die letzte gelegenheit, noch mal die stabi-west zu sehen, denn kürzlichst wurde dort asbest entdeckt. (auch beim volkspalast war die offizielle sprachregelung zunächst asbest, gefolgt von entkernung und jetzt heißt es bald grünfläche.)
die stabi-west ist aber gar nicht so übel. bibliothek bleibt bibliothek. auch hier werden augenbrauen hochgezogen, tändeln daumen und zeigefinger mit kugelschreibern oder haarsträhnen herum, und, selbstverständlich, furcheln sich gedanken in stirnfalten hinein, gerade so, als gäbe es kein schöneres ackerland. cafeteria-themen: nettokaltmiete, wochenende, beziehungen. dann aber auch wieder unterschiede: in der stabi-ost gibt es zahlen auf den schließfachschlüsseln, in der stabi-west mit ihren gefühlten dreitausend fächern nicht. und da kann man wieder schön sehen, dass man dinge erst zu schätzen weiß, wenn man sie nicht mehr hat. der schneidezahn, die freundin, ja, das leben im allgemeinen gehört für gewöhnlich ebenfalls dazu.
auch die reihenfolge der automaten für heißgetränke ist hier eine andere. das führte dazu, dass ich meinen tee anstatt ordnungsgemäß mit heißem wasser mit instant-jacobs aufgoß (aus furcht, deshalb doppelt zahlen zu müssen, musste ich den teebeutel kurz vor der kasse auf abenteuerliche weise wieder los werden, was wiederum so komisch war, dass es mir direkt gute laune bescherte.)
gleichfalls interessant: man kann hier aus den großen glasfassaden hinüber zu den vielen firmen und unternehmungen am potsdamer-platz schauen. gut möglich, dass viele studenten hier lernen, damit sie in ein paar jahren vielleicht in solch einer unternehmung sitzen können und dort ihre kalkulatorischen fähigkeiten zur freien entfaltung bringen. dabei können sie dann zwischendurch aus dem glasfenster ihres büros wieder auf die bibliothek blicken. überhaupt, ein wohlgeordneter kosmos, der potsdamer platz mit seinen gebäuden. die ingenieurs-studenten gehen zur bahn oder zu daimler, die bwl-er gehen zu einer von den vielen beratungen, um die ingenieure zu beraten, und das abendprogramm wird von den ehemaligen kultur- und musikwissenschafltern im kulturforum oder in der philharmonie geregelt. die bibliothekswissenschaftler haben es da vergleichsweise einfach, die bleiben gleich hier sitzen, um die geschichte am laufen zu halten.
schön, wie sich die natur das alles ausgedacht hat.
seit kuzem allerdings kann man sich die bücher nicht mehr zur stabi-ost bestellen. natürlich ärgerlich, aber ok, dachte ich, ok, fährst du halt zum potsdamer platz. vielleicht auch die letzte gelegenheit, noch mal die stabi-west zu sehen, denn kürzlichst wurde dort asbest entdeckt. (auch beim volkspalast war die offizielle sprachregelung zunächst asbest, gefolgt von entkernung und jetzt heißt es bald grünfläche.)
die stabi-west ist aber gar nicht so übel. bibliothek bleibt bibliothek. auch hier werden augenbrauen hochgezogen, tändeln daumen und zeigefinger mit kugelschreibern oder haarsträhnen herum, und, selbstverständlich, furcheln sich gedanken in stirnfalten hinein, gerade so, als gäbe es kein schöneres ackerland. cafeteria-themen: nettokaltmiete, wochenende, beziehungen. dann aber auch wieder unterschiede: in der stabi-ost gibt es zahlen auf den schließfachschlüsseln, in der stabi-west mit ihren gefühlten dreitausend fächern nicht. und da kann man wieder schön sehen, dass man dinge erst zu schätzen weiß, wenn man sie nicht mehr hat. der schneidezahn, die freundin, ja, das leben im allgemeinen gehört für gewöhnlich ebenfalls dazu.
auch die reihenfolge der automaten für heißgetränke ist hier eine andere. das führte dazu, dass ich meinen tee anstatt ordnungsgemäß mit heißem wasser mit instant-jacobs aufgoß (aus furcht, deshalb doppelt zahlen zu müssen, musste ich den teebeutel kurz vor der kasse auf abenteuerliche weise wieder los werden, was wiederum so komisch war, dass es mir direkt gute laune bescherte.)
gleichfalls interessant: man kann hier aus den großen glasfassaden hinüber zu den vielen firmen und unternehmungen am potsdamer-platz schauen. gut möglich, dass viele studenten hier lernen, damit sie in ein paar jahren vielleicht in solch einer unternehmung sitzen können und dort ihre kalkulatorischen fähigkeiten zur freien entfaltung bringen. dabei können sie dann zwischendurch aus dem glasfenster ihres büros wieder auf die bibliothek blicken. überhaupt, ein wohlgeordneter kosmos, der potsdamer platz mit seinen gebäuden. die ingenieurs-studenten gehen zur bahn oder zu daimler, die bwl-er gehen zu einer von den vielen beratungen, um die ingenieure zu beraten, und das abendprogramm wird von den ehemaligen kultur- und musikwissenschafltern im kulturforum oder in der philharmonie geregelt. die bibliothekswissenschaftler haben es da vergleichsweise einfach, die bleiben gleich hier sitzen, um die geschichte am laufen zu halten.
schön, wie sich die natur das alles ausgedacht hat.
19 Comments:
Nicht, dass der Potsdamer Platz eines Tages die Unabhängigkeit fordert!
gott behüte.
(ein job für die theologie-studis in der matthäi-kirche gegenüber)
Ich hab nicht gegen die Stabi am Potsdamer Platz. Nie gehabt. Aber ich giess ja auch meinen Tee nicht mit Instant-Jacobs auf *g*
falls sie, liebe nuf, bei der samstäglichen bloglesung mit einem tiramisu erscheinen würden, wo ich selbst, aus zeitgründen versteht sich, die prüfungsbedingt mich gerade plagen, noch nicht weiß, ob ich werde kommen können, wobei ich eigentlich nur die straße hinunterzurollen bräuchte, dann könnte ich, ihr interesse natürlich noch vorausgesetzt, vielleicht die ein oder andere regel kurz und knapp, ohne verwendung von längeren sätzen, präsentieren.
und: graf grau zusammen mit der krönung ist gar nicht mal so übel, dolce vita.
"Meine Bildungsmittel waren französische Bücher, Krankheit, das Leben in Italien und zwei Frauen".
(Heinrich Mann)
ja, der heinrich. haben sie mal dessen frühwerke gelesen, frau k.e.? *grusel*
und ihnen, frau nuf, scheinen wohl die zahlreichen legitimitätssignale zu kopfe gestiegen zu sein, wie?
affilierend,
und³
@werter Gastgeber: Im Gegensatz zu Berlin verfügt mein Township nicht über zwei oder noch mehr Bibliotheken, so dass ich nur das von HM (nicht zu verwechseln mit einem nicht näher genannt werdenden Unternehmen der Textilbranche) gelesen habe, was alle gelesen haben. Das war ganz offensichtlich gut so. ;)
Was hast du gegen "Die Göttinnen" ?
Eine wunderbare Sprache.
(Oles Sound ab)
hmpfl. zuviel essayistische belehrungen am text, anstatt mal etwas zwischen den zeilen mitzuteilen. dazu diese gewollte hysterie.
woran erkennt man eine wunderbare sprache?
untertänigst,
und³
Mir ist die Stabi mehr als Turbo-Kontaktbörse in Erinnerung geblieben. Selbst das Personal soll sich rege beteiligt haben, und ich hörte sogar von BibliothekarInnen, die sich mit Rücksicht auf ihren geschwächten Hormonhaushalt versetzen liessen. Hätten die mal rechtzeitig Jacobs auf Graf Grau getrunken. Wo ist denn der Teebeutel nun eigentlich gelandet?
Ich laß mir meinen Heinrich nicht akedemisch zerfleddern. Genauso wenig wie meinen Benn.
Aber ich mag ja auch seinen "großen Bruder" Thomas nicht ums Verrecken. Schiebs einfach auf mein Alter und mein Unwissen.
Und ja, wo ist der Teebeutel abgeblieben, das Wichtigste enthältst du uns vor!
das wird ein geheimnis bleiben. ätsch.
Kameradenschwein! :-)
genau!
Opa, wo hast Du meinen Sound denn überhaupt losbrummen lassen? :)
Ich trau mich ja kaum noch, das zu sagen, weil jetzt schon ziemlich voll immer, aber: die neue TU-/UDK-Bibliothek am Zoo ist sehr gut. An jedem Platz Internet ist allerdings nur auf den ersten Blick ein Vorteil, wie man hier nun ebenjetzt sehen kann.
oh. danke für den tipp. da hatte ich mal von gelesen, ich glaube, als die neu-eröffnung war. dann wieder vergessen. aber alles so weit weg! (letztens nach dahlem in die neue bibliothek gefahren - das ist ja auch so weit weg, dass man eigentlich ein erasmus-stipendium vorher hätte beantragen können)
Nur wenn man dran glaubt..
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