Dienstag, Februar 21, 2006

knut reinhardt.

knut reinhardt!

"wer ist knut reinhardt?"

„knut reinhardt war unser mittelfeldmann,
aushielt er, bis er den zweikampf gewann,
er hat uns gerettet, er trägt die kron,
er spielte für uns, unsre liebe sein lohn.
knut reinhardt.“

keck dribbelt der knut über den fußballplatz,
speichel umschäumt seinen mund wie kinderfratz,
in dortmund spielen sie heut´ gegen gütersloh -
die herzen aber sind frei und froh,
und die zuschauer mit kinder und fraun,
im geiste schon die feier zum siege schaun,
und plaudernd an knut reinhardt heran
tritt alles: „wie lang noch, mittelfeldmann?“
der schaut nach vorn und schaut in die rund´:
„noch vierzig minuten ... öh, halbe stund.“

alle herzen sind froh, alle herzen sind frei -
da klingt´s aus dem strafraum her wie schrei,
„hand!“ war es, was da klang,
ein klarer elfer im gedränge mittenmang,
ein schuss, dann ausgleich: zwo zu zwo,
und noch zwanzig minuten gegen gütersloh.

und die zuschauer, buntgemengt,
am spielfeldrand stehn sie zusammengedrängt,
am spielfeldrand ist weder luft noch licht,
ein schuß jetzt streift das tor ganz dicht,
und ein raunen wird laut: „puohhoooohh!“
und noch fünfzehn minuten gegen gütersloh. -

der zeitdruck wächst, doch die abwehr steht,
jetzt der fußballgott nach dem rechten späht,
er sieht nicht mehr seinen mittelfeldmann,
aber durchs sprachrohr fragt er an:
„noch da, knut reinhardt?“

„ja, herr. ich bin.“

„auf´s tor gezielt! ins lange eck!“

„ich halte drauf hin.“

und das fußballvolk jubelt: „halt aus! hallo!“
und noch zehn minuten gegen gütersloh. -

„noch da knut reinhardt?“ und antwort schallt´s
mit ersterbender stimme: „ja, herr. ich halt´s!“
und beim letzten freistoß, durch mauer und bein,
jagt er das rund mit schmackes ins eck hinein.
soll rettung kommen, so kommt sie nur so.
rettung: drei zu zwo gegen gütersloh!

das spiel gewonnen. die spannung verschwelt.
auf dem spielfeld alle. und keiner fehlt!

alle glocken gehn; ihre töne schwell´n
himmelan aus kirchen und kapell´n,
ein klingen und läuten, sonst schweigt die stadt,
ein dienst nur, den sie heute hat:
zehntausend folgen oder mehr,
und kein aug´ im zuge, das tränenleer.

sie schwenken die fahn´ und stürzen hinab
mit großer freude das kühle dab.
und mit goldener schrift in den marmorstein
schreibt die stadt ihren dankspruch am stadion ein:
„hier spielte knut reinhardt! selbst im rückstand
hielt er die nerven fest in der hand,
er hat uns gerettet, er trägt die kron,
er spielte für uns, unsre liebe sein lohn.
knut reinhardt.“



(theo)

17 Comments:

Anonymous Anonym said...

Groß-ar-tig. Danke.

11:36 PM  
Blogger undundund said...

bitteschön!


ps: zuerst wollte ich eigentlich eine ode an christian barnard schreiben ("alle herzen sind froh, alle herzen sind frei"), aber irgendwie nix draus geworden. vielleicht auch ganz gut so, andernfalls wäre es verdammt blutig geworden ;)

12:17 AM  
Anonymous Anonym said...

So ein pietätloses Zeug kann nur aus Berlin kommen.
Der arme Maschinist ...

Der Ältestenrat hat beschlossen:

3 Tage Anti-Blogroll.

2:08 AM  
Anonymous Anonym said...

Ach so, das war nur der Steuermann, das ist natürlich was anderes. Normalerweise gehen die Heizer bei sowas drauf.

Wär ja auch n'beet'n komisch gewesen, Pit in der Sidebar und dich in der Anti-Blogroll.

6:38 AM  
Anonymous Anonym said...

Das erinnert mich an das Krachen und das Heulen und die berstende Nacht, damals...
Nis

9:11 AM  
Anonymous Anonym said...

@ Wüstenfuchsfloh:

Der Uwe? Um Gotteswillen !

12:02 PM  
Anonymous Anonym said...

sie sind ein hochkultur-zoccer.

12:07 PM  
Blogger Oles wirre Welt said...

Wumms! Volltreffer!

3:44 PM  
Anonymous Anonym said...

@opa
Jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen, Opa. Ja, der Uwe aus der Ballade ist unser Uwe. Ich kenn ihn ja persönlich und ich muss sagen, dass er aussieht wie Jemand, der schon mal aus größter Gefahr gerettet worden ist. Das schreckliche Geschehen hat er wohl verdrängt. Man kennt ja diesen Mechanismus des Gehirns. Ich werde ihn jetzt mal mit seiner Vergangenheit konfrontieren.

7:28 PM  
Anonymous Anonym said...

Wüstenfloh, der Fuchs, ist ganz schonend vorgegangen, wie ich gerade las. Das ist gut so, vor allem wegen der Verdrängung.

Leider hat der Floh selbst dabei verdrängt, das wir hier bei undundund sind und nicht bei Ole, aber das ist nicht so wichtig, die beiden nehmen sich nicht viel.

Bei Uwe, fürchte ich, muß in der zweiten Therapie-Ebene doch noch die Urschrei-Therapie zum Einsatz kommen, wir sollten keine halben Sachen machen. Ich schick dir mal 'ne geheime Röntgenaufnahme.

9:02 PM  
Anonymous Anonym said...

Sehr schön! Und dennoch sollte man mit Dortmunder Entsetzen keinen Scherz treiben:

Die Liga zu halten ist längst nicht vollbracht,
wie leicht ist's vorbei mit der schwarz-gelben Pracht!
Denn wird's nicht bald besser und bleibt alles so -
dann ist's wirklich nicht lange bis Gütersloh!

9:10 PM  
Anonymous Anonym said...

Ich kenne Knut Reinhardt nicht.

5:20 PM  
Anonymous Anonym said...

Und Du sagst, bei Dir gäbe es kene langen Texte?

Hat mich übrigens gefreut neulich in Düsseldorf bei der Lesung.

3:47 PM  
Blogger Matt Wagner said...

Ich ziehe die Mütze, Herr undundund! Wenn ich mir eine Folgeeloge wünschen dürfte, dann bevorzugte ich eine auf Olli Kahn. Allerdings fällt mir dazu spontan keine Originalvorlage ein.

1:07 PM  
Blogger undundund said...

moinsen.

bin gerade eigentlich nicht da, weil ich ja schließlich hier bin, komme deswegen gerade gar nicht zum blocken.

da ich ihren wunsch, herr matt, schon letztes jahr geahnt hatte, können sie hier eine ode an den herrn kahn finden.

so. ich muss mich jetzt mental auf morgen, karnevalsmontag, vorbereiten. auf wiederhörn.

6:03 PM  
Blogger 1 said...

tjaja 97 mit den Borussen warn noch Zeiten.
Deutscher Meister
Champions League
Weltcup
alles gewonnen, wenn ich mich recht erinner?

8:38 PM  
Anonymous Anonym said...

wirklich sehr gelungen - gratuliere! ich habe mir erlaubt, dich in meinem blog zu zitieren.

4:35 PM  

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