mein rechter schuh.
folgendes. ich besitze zwar mehrere paar schuhe, aber immer nur ein paar lieblingsschuhe. mein lieblingsschuhpaar trage ich so lange, bis ich an regnerischen tagen etwas bemerke und mir neue lieblingsschuhe kaufe. probleme gibt es nur gelegentlich mit den schnürsenkeln, die sehr häufig reißen, was aber daran liegen mag, dass ich die senkel oft zu feste schnüre, denn zum einen habe ich es gern feste zugezurrt und zum anderen ist dann die freude beim entfesseln der füße eine umso größere. ja, es ist so, wie mal ein kluger kopf über den zusammenhang von lust und schmerz räsonierte, dass gott nämlich beide, da sie im kriege miteinander lägen, versöhnen wollte, dies aber nicht geschafft habe, und sie deshalb an den enden zusammenschnürte, so dass auf das eine immer das andere folgt. na, fällt mir nur gerade so ein. ich jedenfalls habe immer ein paar ersatzsenkel bei mir, denn auch das verbindende kann ja mal reißen.
wie aber in jeder beziehung, gibt es auch zwischen mir und meinen lieblingsschuhen belastungsproben. hürden, die gemeinsam überwunden werden müssen. wo einer eigenart des partners mit duldsamkeit entgegengetreten werden muss. hier: geräusche. mein rechter schuh macht nämlich auf bestimmten böden geräusche. bestimmte böden: der teppichboden auf der arbeit und in der staatsbibliothek. die geräusche sind nicht zu vergleichen mit dem schmatzen von turnschuhen auf frisch gefeudeltem linoleum oder dem satten sound eines gummistiefels im schlamm der ackerfurche. es hat viel mehr etwas mit dem asthmatischen fiepen eines kleinen nagetiers gemein. eines hamsters vielleicht. ja. so etwa: nää-mpfs.
einerseits hat das fiepen seine vorteile. wenn ich morgens auf der arbeit den langen flur hinuntergehe, um mir den schlüssel für das aushilfskraftbüro zu holen, steht kollegin c. schon mit schlüssel, arbeitspaket und einem grinsen parat. andererseits gibt es natürlich auch nachteile. das geschäftsführergrüßen zum beispiel ist immer noch gewöhnungsbedürftig (guten nää- tag! mpfs.)
ich habe auch keine ahnung, wo die geräusche herkommen. die sohle scheint ok zu sein, vielleicht ist es etwas psychisches. ich weiß es nicht. und jetzt gibt es ja leute, die sagen, man solle probleme immer schritt für schritt lösen. den zweiten schritt nicht vor dem ersten machen und so. und du ahnst es schon, auch hier wieder verkehrte welt. es gäbe ja überhaupt kein problem, täte ich keinen schritt, aber auf lange sicht ist das auch nicht optimal. ich war recht hilflos. mal versuchte ich, mein gewicht auf die linke seite des fußballens zu verlagern, mal auf die rechte. es half alles nichts, mein rechter schuh fiepste weiter vor sich hin.
neulich ereignete sich aber etwas, was mich dem glauben an eine wohlgeordnete und von der vernunft geleiteten welt wieder ein stückchen näher brachte. nämlich. auf dem weg zur kantine trat vor mir frau junior-assistentin aus ihrem büro. und ich hörte: geräusche. nää-äätsch! nak. nää-äätsch! nak. zweifellos geräusche eines ihrer schuhe. und wie wir so gemeinsam richtung kantine marschierten, also, ich kenne mich mit musik nicht sonderlich aus, aber einen schöneren kontrapunkt hätte auch der gute bach nicht hinbekommen. nää-äätsch! nää-mpfs. nää-äätsch! nää-mpfs. immer schön im duett. und mir wäre es ganz recht gewesen, wir wären immer weiter gegangen, so gut hat das harmoniert. nää-äätsch! nää-mpfs.
und ich weiß nicht, wie komm ich jetzt drauf. vielleicht erinnerst du dich noch an diese tennispielerinnen, die eine serbisch, die andere spanisch. so fünfzehn, zwanzig jahre mag das her sein. damals war das tennis ja noch populär, der boris, die steffi, das adidas-schweißbändchen. jedenfalls, wenn mal gerade wieder der dings aus wimbledon das achtel- oder viertelfinale kommentierte und du glück hattest, da spielten diese beiden spielerinnen gegeneinander. und das hat sich eben so ähnlich angehört: nää-äätsch! nää-mpfs. nää-ääääätsch! nää-mpfs. immer schön im duett. die beiden, verbunden nur durch einen kleinen ball, den sie über die netzschnur jagten. da ist dann auch der dings immer ganz still gewesen, so ein stöhnen war das. und so ein grundlinienspiel auf dem rasen kann sich ja beträchtlich in die länge ziehen. kein wunder, dass die mädchen damals lieber einen tennisschläger in der hand als einen pferderücken unterm hintern haben wollten! und am verlauf der beate-uhse-aktie konntest du gut verfolgen, wann mal wieder ein schönes damentennis geboten wurde, baisse nennt man das in fachkreisen. ich meine, heutzutage wird ja schon im nachmittagstalk allerhand geboten, mein lieber, aber stöhnende frauen um viertel vor vier, das war damals noch recht ungewohnt.
jedenfalls gingen wir so den flur hinunter, und während mich das quietschen der schuhe in eine art trance versetzte, vergaß ich für einen kurzen augenblick mich und die welt. die zeit schmolz zu einem ewig währenden jetzt zusammen, ein dunkles licht leuchtete aus verborgen unverhüllter quelle und die geräusche schwangen sich zu einer alles umfassenden, liebenden harmonie hinauf. alles schien plötzlich seinen vormals geheimen sinn zu offenbaren: die arbeit, der teppichboden, das quietschen meines rechten schuhs. und dann sah ich klar und deutlich eine schale voll von erdbeeren mit schlagsahne, als mein rechter schuh zaghaft den ihrigen berührte, so kurz vor der besenkammer.
wie aber in jeder beziehung, gibt es auch zwischen mir und meinen lieblingsschuhen belastungsproben. hürden, die gemeinsam überwunden werden müssen. wo einer eigenart des partners mit duldsamkeit entgegengetreten werden muss. hier: geräusche. mein rechter schuh macht nämlich auf bestimmten böden geräusche. bestimmte böden: der teppichboden auf der arbeit und in der staatsbibliothek. die geräusche sind nicht zu vergleichen mit dem schmatzen von turnschuhen auf frisch gefeudeltem linoleum oder dem satten sound eines gummistiefels im schlamm der ackerfurche. es hat viel mehr etwas mit dem asthmatischen fiepen eines kleinen nagetiers gemein. eines hamsters vielleicht. ja. so etwa: nää-mpfs.
einerseits hat das fiepen seine vorteile. wenn ich morgens auf der arbeit den langen flur hinuntergehe, um mir den schlüssel für das aushilfskraftbüro zu holen, steht kollegin c. schon mit schlüssel, arbeitspaket und einem grinsen parat. andererseits gibt es natürlich auch nachteile. das geschäftsführergrüßen zum beispiel ist immer noch gewöhnungsbedürftig (guten nää- tag! mpfs.)
ich habe auch keine ahnung, wo die geräusche herkommen. die sohle scheint ok zu sein, vielleicht ist es etwas psychisches. ich weiß es nicht. und jetzt gibt es ja leute, die sagen, man solle probleme immer schritt für schritt lösen. den zweiten schritt nicht vor dem ersten machen und so. und du ahnst es schon, auch hier wieder verkehrte welt. es gäbe ja überhaupt kein problem, täte ich keinen schritt, aber auf lange sicht ist das auch nicht optimal. ich war recht hilflos. mal versuchte ich, mein gewicht auf die linke seite des fußballens zu verlagern, mal auf die rechte. es half alles nichts, mein rechter schuh fiepste weiter vor sich hin.
neulich ereignete sich aber etwas, was mich dem glauben an eine wohlgeordnete und von der vernunft geleiteten welt wieder ein stückchen näher brachte. nämlich. auf dem weg zur kantine trat vor mir frau junior-assistentin aus ihrem büro. und ich hörte: geräusche. nää-äätsch! nak. nää-äätsch! nak. zweifellos geräusche eines ihrer schuhe. und wie wir so gemeinsam richtung kantine marschierten, also, ich kenne mich mit musik nicht sonderlich aus, aber einen schöneren kontrapunkt hätte auch der gute bach nicht hinbekommen. nää-äätsch! nää-mpfs. nää-äätsch! nää-mpfs. immer schön im duett. und mir wäre es ganz recht gewesen, wir wären immer weiter gegangen, so gut hat das harmoniert. nää-äätsch! nää-mpfs.
und ich weiß nicht, wie komm ich jetzt drauf. vielleicht erinnerst du dich noch an diese tennispielerinnen, die eine serbisch, die andere spanisch. so fünfzehn, zwanzig jahre mag das her sein. damals war das tennis ja noch populär, der boris, die steffi, das adidas-schweißbändchen. jedenfalls, wenn mal gerade wieder der dings aus wimbledon das achtel- oder viertelfinale kommentierte und du glück hattest, da spielten diese beiden spielerinnen gegeneinander. und das hat sich eben so ähnlich angehört: nää-äätsch! nää-mpfs. nää-ääääätsch! nää-mpfs. immer schön im duett. die beiden, verbunden nur durch einen kleinen ball, den sie über die netzschnur jagten. da ist dann auch der dings immer ganz still gewesen, so ein stöhnen war das. und so ein grundlinienspiel auf dem rasen kann sich ja beträchtlich in die länge ziehen. kein wunder, dass die mädchen damals lieber einen tennisschläger in der hand als einen pferderücken unterm hintern haben wollten! und am verlauf der beate-uhse-aktie konntest du gut verfolgen, wann mal wieder ein schönes damentennis geboten wurde, baisse nennt man das in fachkreisen. ich meine, heutzutage wird ja schon im nachmittagstalk allerhand geboten, mein lieber, aber stöhnende frauen um viertel vor vier, das war damals noch recht ungewohnt.
jedenfalls gingen wir so den flur hinunter, und während mich das quietschen der schuhe in eine art trance versetzte, vergaß ich für einen kurzen augenblick mich und die welt. die zeit schmolz zu einem ewig währenden jetzt zusammen, ein dunkles licht leuchtete aus verborgen unverhüllter quelle und die geräusche schwangen sich zu einer alles umfassenden, liebenden harmonie hinauf. alles schien plötzlich seinen vormals geheimen sinn zu offenbaren: die arbeit, der teppichboden, das quietschen meines rechten schuhs. und dann sah ich klar und deutlich eine schale voll von erdbeeren mit schlagsahne, als mein rechter schuh zaghaft den ihrigen berührte, so kurz vor der besenkammer.
17 Comments:
Herr undundund, ich will ein Kind von Ihnen.
Ich wußte es doch: den Buben hats erwischt!
Beethoven ging seinerzeit nach Wien, um bei Wolfgang Amadeus den Kontrapunkt zu studieren.
Heraus kam die Pastorale.
Heute sind es eben die Latschen.
Oh! Wie schön!
Wie geht noch einmal der aktuelle Humanic-Claim (jedenfalls bei uns in Ö.): Schuh, schön wie du ;)
Gefällt mir ausnehmend gut, die Schuhsache hier. Und auch die Wortkonstruktion "Senkel schnüren".
Die ganze Welt in einem paar Schuhen. Von Boris über Bach bis Wimbledon. Sehr unterhaltsam !
Sowas könnte Schuhle machen. :)
Kein Wunder, dass solcherlei Begegnungen mir nicht widerfahren - quieken bei mir doch beide Schuhe!
6. Mai: Lackschuh. Feiertag. Freudiges Ereignis. Der verzweifelte, aber nichtsdestoweniger hartnäckig durchgezogene Versuch, von diesem Beitrag die Kurve zu einer hymnischen Gratulation zu kriegen.
Ach was, es geht doch auch in der diretissima:
Alles Gute und die besten Wünsche zum Geburtstag, Herr undundund! (Falls Sie sich für jede Dekade ein und zuzulegen pflegen: "Lieber undundundund!").
:)
Na, beste Wünsche dann auch von mir, fast unbekannterweise (von dem kurzen Treffen in Düsseldorf mal abgesehen)...
Mist, Ole hat mir meinen Kommentar weggeschnappt. Dann sag ich halt einfach nur Schubiduh.
passiert nicht oft, aber manchmal bin ich scheinbar tatsächlich schneller beim Wort als Du, Burns. :)
ja, vielen dank für die glückwünsche, sebastian.
und, frau etosha, ich habe das wochende grübelnd damit verbracht, ob das jetzt gut oder schlecht ist. ich weiß es nicht.
Was die Frau Einzelfall nicht alles weiß! Und ich sehe es erst jetzt.
Nichtsdestotrotz möchte ich mich den guten Wünsche anschließen und gratuliere recht herzlich!
Ein dreifaches: Hip hip - und! :)
hurra!
tatsächlich, es geht um einen schuh!
(und ich stosse auf diesem umweg wieder auf das geschlossene undundund-kämmerlein! naja....?)
wie konnte ich nur anstelle von senkel enkel lesen?
ersatz-enkel!
ich jedenfalls habe immer ein paar ersatzsenkel bei mir, denn auch das verbindende kann ja mal reißen.
schön!
ich hab auch einen rechten schuh, der ein blödes geräusch macht!
jedenfalls wenn der stöckel was hat.
was blödes?
doch noch nie dachte ich an tiere wie sie, jedenfalls nicht, wenn ein stöckel etwas hatte.
noch nie hat mich ein geschäftsführer wegen gehschwierigkeiten aufgrund von schuhschwierigkeiten anders gegrüßt!
wo treiben sie sich rum?
schmatzen tun vielleicht tatsächlich geschäftsführer (kenn ich einen?), nie schuhe von mir.
geht mir deshalb was ab?
hab ich deshalb ein psychisches problem?
denk ich deshalb an abwehr und verdrängung?
(ja, im Mann Moses geht es um die übermittlung der einzigen streng mono-theistischen religion, die auf den revolutionär-monotheistischen vorstellungen des ägyptischen pharaos Echnaton fusst!
schon gelesen?)
leider geh ich in keine kantine essen.
würde ich gern eine kantine haben, um dort zu essen?
ist denn die mensa nicht genug kantine?
bringt sie nicht alle universitätskasten und klassen auf einen nenner?
ja, natürlich erinnere mich an die tennisspieler.
ich spiele nicht tennis, sie?
seltsame geräusche, aber keine verbindung zu schuhgeräuschen.
meine klacken oder klackern oder klicken oder klucken, wenn ich so unge-niert vor mich hingehe.
hören sie das?
natürlich im gedanken, das ist es.
o gott, und dieses stöhnen.
ja, stöhnen denn männer genauso schön und tief und ausdauernd wie frauen, beim tennis?
bitte, sagen sie mir das!
wie soll es mir denn jetzt gehen, wenn die steffi damals gestöhnt hat?
stöhnt sie noch immer?
wer stöhnt denn jetzt wirklich?
stöhnen sie?
und wie?
MARIASPILUTTINI
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