feldherren und brötchen.
gestern morgen trödelte ich zum brötchenkauf. ich trödele ganz gerne zum brötchenkauf, meine straße lädt irgendwie zum trödeln ein. sie ist selbst ein bisschen so eine schläfrige und kann hektik überhaupt nicht ab, morgens schon gar nicht. es ist eine von den straßen, in denen alle zwei jahre mal ein neues plakat an die wand getackert wird, wobei ich jetzt glaube, dass die plakatverantwortlichen auch ein bisschen faul sind. aber nur verständlich, denn es fährt kein bus vorbei, es gibt keine touristen, was soll man da groß mit plakaten kommen. um so größer natürlich die aufregung, wenn ein neues plakat es sich in meiner straße gemütlich macht. da gibt es dann ein kleines straßenfest, es wird getrunken, diskutiert und abends holt der esmarch-wirt den grill heraus und große sause.
und das interessante bei plakatwänden sind natürlich die vielen schichten, die sich da in den letzten jahren auf der wand abgelagert haben. das ist ein bisschen so wie bei den dings, du weißt schon. na, ich komm jetzt nicht drauf. zu blöde, fällt mir der fachbegriff nicht ein. jedenfalls gibt es erdschichten, gesteinsschichten, und hier ein sediment hingelegt und dort noch einmal drübergemalt, und immer schicht auf schicht auf schicht. und da hat der mensch sich diese schichtentechnik von der natur abgeschaut. und kunstfertig, wie er nun einmal ist, hat er die technik im städtebaulichen veredelt: da gibt es ein abfackeln, ein aufbauen und immer in einem so fort. später dann, wenn alles in vergessenheit geraten ist und der mensch mal wieder nichts mit sich anzufangen weiß, da forscht er halt ein wenig und gräbt sich in die alten schichten wieder hinein. dann gibt es probebohrungen im packeis, troja eins bis dreizehn a, und spachtel hier und schmirgel dort. und wenn du irgendwo in einem erdloch das steinzeitliche sex-spielzeug ausnahmsweise dreißig zentimeter tiefer als gewöhnlich findest, steht schon die wissenschaftliche riesensensation vor deiner tür. hast du touristenmäßig natürlich erst einmal ausgesorgt. museum, bücher, minister, alles.
jetzt aber zurück zum thema. ich trödelte. und kam dabei an der plakatwand vorbei, wo auf einmal etwas so grellgelb ins morgendliche nebelgrau gestanzt war, dass man hätte meinen können, da möchte jemand der lieben sonne die show stehlen. so ein komisches strahlen war da:
der herr doktor westerwelle also. hatte der doch glatt die caritas mit ihren traurigen slum-kindern von der plakatwand weggelacht. „hm“, dachte ich. „hm.“ jetzt hatte ich ja bereits gesagt, dass ich eigentlich nur ein wenig trödeln wollte. aber wie ich so vor der plakatwand stand, verfiel ich doch irgendwie ins grübeln. erst ein wenig, dann immer tiefer. und das musst du dir jetzt vorstellen wie bei diesen grubenarbeitern untertage, immer tiefer und tiefer fahren die da mit ihrem schweren gerät in die erde hinein, und genauso sackte auch ich immer tiefer und tiefer in eine grübelei hinein. ganz ehrlich: in meinem schädel herrschte so eine gedankliche hochkonjunktur, wirtschaftswunder ein fauler zaubertrick gegen.
und jetzt bin ich ja auch politisch. gelegentlich fahre ich mit der tram an dem häuflein montagsdemonstranten am alex vorbei, das sehe ich mir recht gern und mit interesse an. und jetzt hier der herr doktor. mehr wollen, stand da. und: selbstdenken. und wie ich so darüber nachdachte, was der herr doktor eigentlich genau mit seinem sprüchlein aussagen wollte, ob jetzt mehr armut, mehr reichtum oder doch nur wieder mehr wählerstimmen, da kam ich auf den gedanken, dass der herr doktor erst einmal ganz allgemein nur die speerspitze von denen sein wollte, die ganz allgemein und irgendwie mehr wollen. und wo ich sage speerspitze. fällt mir eine anekdote über das mehr-wollen ein.
und zwar. da gab es einmal einen ganz einen berühmten feldherren, der hat es nicht in seiner schönen heimat ausgehalten, heute übrigens immer noch ein urlaubsparadies. aber der herr feldherr war halt auch einer von denen, die immer mehr wollen, so gesehen ein lupenreiner liberaler. und da ist er ausgezogen und hat erobert. und erobert. und hat und hat den hals nicht voll bekommen. und da gibt es sogar ein sprüchlein über eine keilerei. würdest du jetzt auch kennen, wenn du im geschichtsunterricht nicht dauernd auf den hintern von der ina geschaut hättest. städte hat der auf seinen zügen übrigens gleich im dutzend gegründet, mein lieber schwan. und immer schön nach sich selbst benannt.
na, jedenfalls: irgendwann ist er so einem langhaarigen hippie begegnet. der hat ganz genüßlich in der sonne gelegen, und zwar so, wie ihn der liebe herrgott geschaffen hat. und gut ging´s dem! ja was glaubst du! tagsüber wurde gesonnt und gebadet, nachts hat er es sich in seiner geräumigen tonne gemütlich gemacht. war der feldherr natürlich ein bisschen neidisch. und da kommen die beiden ein bisschen ins plaudern.
feldherr: „mensch, du. so glücklich möchte ich auch mal sein.“
hippie: „ja überhaupt kein problem, alex! die sonne scheint täglich für lau und der strand hier ist groß genug für uns beide! ich sag´s dir: es ist herrlich, so ins kalte wasser zu hüpfen!“
feldherr: „janee. geht jetzt gerade nicht. hab´ keine zeit. der vordere orient muss noch erobert werden. aber danach bestimmt!“
hippie: „quatsch mit soße! wenn du den vorderen besitzt, dann willst du den hinteren, und wenn du den hinteren hast, dann willst du den oberen und ewig so weiter!“
und dann ist der feldherr doch wieder auf seinen eroberungszug aufgesprungen und ziemlich jung elendig verreckt. naja, was ich sagen wollte, das weißt du ja auch selbst schon längst: der traum des assistenten ist der junior-posten, der junior-posten träumt vom senior-sessel und der senior-sessel will den vorstands-sitz und ewig so weiter ohne ende. kurz: das wollen ist ein fass ohne boden und die natur des verstandes ist die gier. nicht schön, aber so ist es nun einmal. und anwenden kannst du das eigentlich auf alles. und wo ich jetzt sage gier: immer noch vor der plakatwand stehend und in gedanken verloren, knurrte plötzlich mein magen. da bin ich dann weiter zur bäckerei getrödelt: zwei vollkorn, drei vital, drei mal sonnenblumen. und nein, vielen dank, keinen streuselkuchen, auch wenn er heute im angebot ist.
und das interessante bei plakatwänden sind natürlich die vielen schichten, die sich da in den letzten jahren auf der wand abgelagert haben. das ist ein bisschen so wie bei den dings, du weißt schon. na, ich komm jetzt nicht drauf. zu blöde, fällt mir der fachbegriff nicht ein. jedenfalls gibt es erdschichten, gesteinsschichten, und hier ein sediment hingelegt und dort noch einmal drübergemalt, und immer schicht auf schicht auf schicht. und da hat der mensch sich diese schichtentechnik von der natur abgeschaut. und kunstfertig, wie er nun einmal ist, hat er die technik im städtebaulichen veredelt: da gibt es ein abfackeln, ein aufbauen und immer in einem so fort. später dann, wenn alles in vergessenheit geraten ist und der mensch mal wieder nichts mit sich anzufangen weiß, da forscht er halt ein wenig und gräbt sich in die alten schichten wieder hinein. dann gibt es probebohrungen im packeis, troja eins bis dreizehn a, und spachtel hier und schmirgel dort. und wenn du irgendwo in einem erdloch das steinzeitliche sex-spielzeug ausnahmsweise dreißig zentimeter tiefer als gewöhnlich findest, steht schon die wissenschaftliche riesensensation vor deiner tür. hast du touristenmäßig natürlich erst einmal ausgesorgt. museum, bücher, minister, alles.
jetzt aber zurück zum thema. ich trödelte. und kam dabei an der plakatwand vorbei, wo auf einmal etwas so grellgelb ins morgendliche nebelgrau gestanzt war, dass man hätte meinen können, da möchte jemand der lieben sonne die show stehlen. so ein komisches strahlen war da:
der herr doktor westerwelle also. hatte der doch glatt die caritas mit ihren traurigen slum-kindern von der plakatwand weggelacht. „hm“, dachte ich. „hm.“ jetzt hatte ich ja bereits gesagt, dass ich eigentlich nur ein wenig trödeln wollte. aber wie ich so vor der plakatwand stand, verfiel ich doch irgendwie ins grübeln. erst ein wenig, dann immer tiefer. und das musst du dir jetzt vorstellen wie bei diesen grubenarbeitern untertage, immer tiefer und tiefer fahren die da mit ihrem schweren gerät in die erde hinein, und genauso sackte auch ich immer tiefer und tiefer in eine grübelei hinein. ganz ehrlich: in meinem schädel herrschte so eine gedankliche hochkonjunktur, wirtschaftswunder ein fauler zaubertrick gegen.
und jetzt bin ich ja auch politisch. gelegentlich fahre ich mit der tram an dem häuflein montagsdemonstranten am alex vorbei, das sehe ich mir recht gern und mit interesse an. und jetzt hier der herr doktor. mehr wollen, stand da. und: selbstdenken. und wie ich so darüber nachdachte, was der herr doktor eigentlich genau mit seinem sprüchlein aussagen wollte, ob jetzt mehr armut, mehr reichtum oder doch nur wieder mehr wählerstimmen, da kam ich auf den gedanken, dass der herr doktor erst einmal ganz allgemein nur die speerspitze von denen sein wollte, die ganz allgemein und irgendwie mehr wollen. und wo ich sage speerspitze. fällt mir eine anekdote über das mehr-wollen ein.
und zwar. da gab es einmal einen ganz einen berühmten feldherren, der hat es nicht in seiner schönen heimat ausgehalten, heute übrigens immer noch ein urlaubsparadies. aber der herr feldherr war halt auch einer von denen, die immer mehr wollen, so gesehen ein lupenreiner liberaler. und da ist er ausgezogen und hat erobert. und erobert. und hat und hat den hals nicht voll bekommen. und da gibt es sogar ein sprüchlein über eine keilerei. würdest du jetzt auch kennen, wenn du im geschichtsunterricht nicht dauernd auf den hintern von der ina geschaut hättest. städte hat der auf seinen zügen übrigens gleich im dutzend gegründet, mein lieber schwan. und immer schön nach sich selbst benannt.
na, jedenfalls: irgendwann ist er so einem langhaarigen hippie begegnet. der hat ganz genüßlich in der sonne gelegen, und zwar so, wie ihn der liebe herrgott geschaffen hat. und gut ging´s dem! ja was glaubst du! tagsüber wurde gesonnt und gebadet, nachts hat er es sich in seiner geräumigen tonne gemütlich gemacht. war der feldherr natürlich ein bisschen neidisch. und da kommen die beiden ein bisschen ins plaudern.
feldherr: „mensch, du. so glücklich möchte ich auch mal sein.“
hippie: „ja überhaupt kein problem, alex! die sonne scheint täglich für lau und der strand hier ist groß genug für uns beide! ich sag´s dir: es ist herrlich, so ins kalte wasser zu hüpfen!“
feldherr: „janee. geht jetzt gerade nicht. hab´ keine zeit. der vordere orient muss noch erobert werden. aber danach bestimmt!“
hippie: „quatsch mit soße! wenn du den vorderen besitzt, dann willst du den hinteren, und wenn du den hinteren hast, dann willst du den oberen und ewig so weiter!“
und dann ist der feldherr doch wieder auf seinen eroberungszug aufgesprungen und ziemlich jung elendig verreckt. naja, was ich sagen wollte, das weißt du ja auch selbst schon längst: der traum des assistenten ist der junior-posten, der junior-posten träumt vom senior-sessel und der senior-sessel will den vorstands-sitz und ewig so weiter ohne ende. kurz: das wollen ist ein fass ohne boden und die natur des verstandes ist die gier. nicht schön, aber so ist es nun einmal. und anwenden kannst du das eigentlich auf alles. und wo ich jetzt sage gier: immer noch vor der plakatwand stehend und in gedanken verloren, knurrte plötzlich mein magen. da bin ich dann weiter zur bäckerei getrödelt: zwei vollkorn, drei vital, drei mal sonnenblumen. und nein, vielen dank, keinen streuselkuchen, auch wenn er heute im angebot ist.
18 Comments:
bei mir waren es heut früh die pfannkuchen im angebot, die mir mit einer adjektivkanone an den kopf offeriert wurden, von wegen gier...verzicht ist der wahre gewinn...oder so.
"aber der herr feldherr war halt auch einer von denen, die immer mehr wollen, so gesehen ein lupenreiner liberaler."
Ein Traumsatz. Hui, also echt jetzt.
"das wollen ist ein fass ohne boden und die natur des verstandes ist die gier."
Und der hier ist auch super.
Dass du im Anschluss viele, viele Körner gebraucht hast, leuchtet ein. Also mir.
Und wer hat das mal angemerkt, ich weiß nicht mehr wo, ich weiß nicht mehr wann, den Namen habe ich auch vergessen - aber sie hatte nicht ganz unrecht. Mit der Bemerkung, dass dein Stil manchmal ein wenig was vom Brenner-Erfinder, dem Wolf im Haasenpelz, sozusagen, hat.
Liest sich aber hervorragend. Und ist gekonnt gemacht. Meine Verbeugung.
Ich hätte auch gern eine diogenesische Tonne, übrigens.
ja, komisch, pfannkuchen. da habe ich heute beim einkaufen dran gedacht, dass ich mir mal wieder welche machen sollte. aber jetzt kommt mir der gedanke, dass sie mit `pfannkuchen´ wieder etwas ganz anderes meinen als ich ;)
und sie, frau samoafex, haben natürlich recht mit dem haas. und der burnster , also der herr brenner sozusagen, der war diejenige, die nicht nur ganz unrecht, sondern 100prozentig recht hatte, damals beim kommentar.
und manchmal denke ich mir auch so: pegel den haas-sound lieber ein bisschen weiter runter, denk dir mal einen eigenen rhythmus aus, aber da bin ich dann immer zu faul für, und schon bin ich wieder in diesem plauderton drin, und der hat halt so etwas schön beiläufiges.
und das praktische ist ja bei so einem ton, den man im ohr hat, dass man da wie in eine backform einfach seinen schmu hineingießen kann und nicht so lange überlegen brauch.
und so als kleine ehrerbietung bzw. entschuldigung für den sound-klau, habe ich halt mein blog nach diesem haas´schen `und und und´ benannt (und selbst die blog-email ist eine anspielung ;).
so, jetzt aber gute nacht. und: freut mich natürlich, wenn das lesen spaß gemacht hat.
Verstehe :)
Und es tut mir leid, dass ich aus Herrn Burnster eine Frau gemacht habe. Hoffentlich reversibel, dieser Vorgang.
die fdp hat also nicht genug selbstdenker...? schoen abgeschiffen sind sie da!
Wenn Sie jetzt noch groß schreiben, Sie Undhold, dann sind sie wirklich ein großer Schreiber.
Den Arsch an die Wand der Guido naht
und möchte mit dir plaudern.
Wenn du nicht aufpaßt, Kamerad
packt er dich ohne Zaudern.
Mal wieder ganz großes Kino Herr Undundund. Ich verbeuge mich vor so viel Kreativität und beneide Sie mit weißem Neid.
Kleine Offtopicfrage, die mir schon durch den Kopf ging, als ich die Kommentare zum "Stolzeintrag", gelesen habe: sind der Herr Neo-Bazi und Herr Opa ein und die selbe Person? Ich bin ja nicht sehr lange unterwegs in hiesigem Sozialnetzwerk.
Na klar, Herr Paul, Opa ist ein Bazi aus dem Allgäu und Wahl-St.Paulianer.
Gleichzeitig Forscherkollege von Magister Tripelund. Hoffe, Sie haben keine ernsthaften wissenschaftlichen Bedenken?
Keineswegs verehrtester Herr Neo-Opa und falls Ihnen meine Ferndiagnose, als verlässlich erscheint, sind Sie in meinen Augen ein ganz dufte Typ.
Das "in meinen Augen" bitte mental durchstreichen. Gehört da nicht hin.
Dufte Typ [und punkt]
Und da wurd' der Has' doch glatt zum Wolf. Und weißt Du, bei sowas geht mir der Hut vor Begeisterung hoch. Schappoh und so. Weil sowas kann nicht jeder und dann auch noch mit so'ner feschen Geschichte. Und da bin ich doch glatt vonnen Socken.
ja, das scheint mir auch so, herr sabbeljan; also wenn die fdp jetzt schon auf diese weise auf mitglieder-werbung geht ...
und zwischen frl. burnadette und frau samoafex scheint sich die wolke des missverständnisses ebenso gelichtet zu haben wie zwischen paul und opa.
juti. und ole, du ziehst dir deine socken mal bitte wieder an ;)
Eigentlich ist es doch recht harmlos um meinen Fußgeruch bestellt. :)
Blätterteig. Sie meinen Blätterteig.
sie meinen statt des streuselkuchens?
Nein, ich meine den Fachausdruck für diese Schichtensache.
verstehe!
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