Sonntag, Oktober 09, 2005

Bedienung!

ein kluger kopf hat mal geschrieben, dass man sich ruhig trauen soll,
sich seines eigenen verstandes zu bedienen. kennst du bestimmt, neunte oder zehnte klasse, da hört man den namen schon einmal. oder wenn die herren verleger wieder seinen todestag bejubeln, da liest man auch mal was von ihm in der zeitung. ein neues buch kann man dann kaufen, mit lieblingsrezepten, lieblingsweg, anekdoten, so etwas in der richtung.

jetzt muss ich ganz ehrlich sagen, dieser kluge kopf hat so verschachtelte gedanken gehabt, so mit den gedanken jongliert, dass einem recht schwindlig werden kann. den haben nicht so viele verstanden, und die ihn verstehen, streiten sich darüber, wer ihn richtig versteht. das war so ein gedankenakrobat, das musst du dir vorstellen wie bei diesen schnurrbärtigen zirkusmenschen, die mit den messern auf ihre frauen werfen, nur dass eben du und nicht die frau mit diesen rasiermesserscharfen dolchen ans brett festgenagelt wirst. viel bewegungsfreiheit hast du da nicht.

ich bin abgeschwiffen. der herr gedankenakrobat hat also diesen einen berühmten satz gesagt: "sapere aude." auf deutsch ist es ein wenig umständlicher: "wage es, dich deines eigenen verstandes zu bedienen." und ich muss ehrlich zugeben, da gibt es wirklich viele günstige gelegenheiten, wo man sich des verstandes aufs schönste bedienen kann: beim nachrechnen an der käsetheke, urlaubsplanung, die neue digitalkamera und und und, ich könnte da jetzt ewig beispiele geben. sollte man meinen, diesen satz versteht ein jeder, so einfach klingt der. jetzt aber: was heißt bedienen? bedienen tut man sich, wenn man etwas braucht, klare sache. ein häppchen hier, ein schlückchen dort. dann ist man satt und gut ist.

problem: der eine bedient sich und ist zufrieden, der andere wiederum ist gierig. jetzt kennst du bestimmt auch solche leute, du triffst sie am büffet, wo es etwas umsonst gibt, da schaufeln und schaufeln sie in sich hinein, die kleine raupe nimmersatt die reinste bescheidenheit dagegen. vielleicht ist diese gier ja auch etwas biologisches, vielleicht ein gen, ein chromosom, das sagt man ja gerne heutzutage, wenn man gerade nicht weiter weiß und eine erklärung braucht.

jetzt, was ich meine. diese gierigen menschen schaufeln und schaufeln den verstand in sich hinein, ein gedanke folgt dem nächsten, und hier noch einen häppchen und dort noch mal zugelangt, fertig ist der gedankensalat. jetzt kennst du sicher diese sendungen mit den dicken leuten, die eine fress-sucht haben. spezialsendungen sind das meistens auf pro sieben oder rtl zwei. aber interessant! es gibt auch menschen, die sind süchtig nach gedanken, immer müssen sie einen gedanken haben, sie fürchten vielleicht, dass sie ohne gedanken nicht mehr existieren könnten. und diese gedankensucht kann auch sehr ungesund sein, ja was glaubst du. kopfschmerzen bekommt man davon, ich habe das auch ab und zu, möchte ich mich gar nicht von ausnehmen.

der verstand dient dem menschen, der mensch bedient sich des verstandes. so ist es richtig, so sollte es sein. aber die gedankensüchtigen bedienen sich des verstandes gar nicht mehr, sondern im gegenteil: der gedankensalat ißt die gedankensklaven auf! die maxime des gedankensalats lautet also folglich: der verstand soll sich seines menschen bedienen, der mensch dient dem verstand. total verkehrte welt also! und siehst du, darauf möchte ich hinaus: der verstand ist wie eine rasierklinge. die ist gut zum rasieren, eine schöne glatte haut bekommt man davon, und die frauen mögen das auch, meiner erfahrung nach. dafür ist die rasierklinge gut. aber natürlich auch tod und verderben möglich mit der klinge, wenn sie trennt, was eigentlich zusammengehört. und das ist nicht so schön, das soll nicht sein.

5 Comments:

Anonymous Anonym said...

Unser Vorschlag gegen das Schaufeln von Gedanken: viel Lesen.

Denn:

Es gibt wirklich sehr viele Menschen, die bloß lesen, damit sie nicht zu denken brauchen. (G.C. Lichtenberg)

7:53 AM  
Anonymous Anonym said...

Wir empfehlen: Zahlen und gehen.

12:01 AM  
Anonymous Anonym said...

Das mit dem Buffet konnte Horaz noch nicht wissen, das wurde wohl erst später erfunden. Sonst hätte er nie so leichtfertige Ratschläge gegeben. Mein Lieblings-Gegenmittel ist Fußball, vorzugsweise im Privatfernsehen, idealerweise von Werner Hansch kommentiert. Löscht jede Anwandlung von Intellekt wohltuend aus. 90 Minuten Denkpause. Eine Gnade ist das.

9:57 PM  
Blogger undundund said...

europameisterschaften, schweden 92. dänische fans, singend: we are red, we are white, we are danish dynamite!

faßbender: "oh wie schön! jetzt singen sie wieder, die dänischen fans - wir sind rote, wir sind weiße, wir sind dänische ... äh."

[mein favorite]

10:08 PM  
Blogger Oles wirre Welt said...

Toooor! Oh nee, doch nich...

3:20 PM  

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